Deutsche Marinedolche der Kaiserzeit sind Geschichtenerzähler. Da sie sehr oft den Namen ihres Eigentümers tragen, geben sie mit etwas Recherche einen tiefen Einblick in die Geschichte. Lesen Sie, wie die Dolche der Kaiserlichen Marine entstanden. Wir zeigen Ihnen einige der mit ihnen verbundenen Schicksale.
Von Hermann Hampe
Preußen besaß zum Ende des 18. Jahrhunderts keine Seestreitkräfte im Sinne einer modernen und stets einsatzbereiten Kriegsflotte. Es gab die in den Jahren 1770 und 1771 erbauten Schiffe der Seehandlung, „Gräfin von Eichstätt“, „Herzog von Bevern“ und „Prinz von Preußen“. Dies waren in erster Linie Handelsschiffe. Sie waren aber bewaffnet. Ihre Besatzungen waren auf den König vereidigt und leisteten ihre militärische Dienstpflicht ab.
Während der Feldzüge Napoleon Bonapartes (s. RWM 08) wurde im Jahre 1807 eine königliche Flottille in Dienst gestellt, um die Ostseeküste um Danzig und am Frischen Haff zu schützen. Zu nennen ist insbesondere die Brigg „Ceres“, bewaffnet mit acht Kanonen, sowie die Dreimastbark „Flora“, bewaffnet mit vier Zwölfpfündern und vier kleineren Kanonen. Des weiteren gab es in Preußen militärisch ausgerichtete Navigationsschulen, in denen uniformierte Schüler und Seeoffiziere tätig waren.
Vorhandene Realstücke legen den Schluß nahe, daß bereits die Kadetten und Offiziere dieser Schiffe in preußischen Diensten Dolche als militärische Seitenwaffe führten. Geschmacklich gab die britische Marine hier den Ton an, dort gehörten die Dolche der Maate und Offiziere schon seit längerem zur Uniform.
Mit der maritimen Aufrüstung der Kaiserzeit (s. RWM 13), die ihren formalen Startschuß mit den Flottengesetzen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erhielt, wurden die kurzen, eleganten Dolche auch zur Uniformierung der kaiserlichen Marine in Deutschland vorgeschrieben.
Die Dolche für Seekadetten und Fähnriche vom Muster 1890. Der Neubeginn nahm bei Seekadetten und Fähnrichen den Anfang. Ihnen wurde mit Allerhöchster Kabinettsorder im Oktober des Jahres 1890 ein Dolch zur Seite gegeben und wie folgt vorgeschrieben: „Gerade, spitze auf beiden Seiten von der Mitte nach den Schneiden abfallende und mit eingeätzten Verzierungen – unklarer Anker mit Kaiserkrone – versehene Klinge von 34 cm Länge in doppelt vergoldeter metallener, 36 cm langer Scheide mit 2 Bügeln und Trageringen. Die runde, an beiden Enden knopfartig verstärkte, metallene und ebenfalls vergoldete Parierstange von 8 cm Länge enthält auf beiden Seiten des in ihrer Mitte befindlichen Vierecks als Verzierung je einen unklaren Anker. Der Griff von Elfenbein schließt oben mit einer vergoldeten Kaiserkrone ab, die nicht durchbrochen, nicht abschraubbar und fest vernietet sein muss. Die Gesamtlänge des Griffes beträgt, von der unteren Kante der Parierstange bis zur Spitze der Kaiserkrone gemessen, 13 cm. Die Dolchklinge wird in der Scheide durch eine Haltefeder festgehalten“.
Auf der linken Seite sehen Sie einen typischen Dolch für Seekadetten und Fähnriche vom Muster 1890. Der Griff ist aus Elfenbein, Scheide und Beschläge aus Messing, diese waren ursprünglich vergoldet. Reste dieser Vergoldung sind bei vielen, oft über Jahre hinaus getragenen Stücken, nur noch in den Vertiefungen vorhanden. Die Klinge aus Stahl besitzt eine Zierätzung, wie vorgeschrieben mit dem unklaren Anker und der Kaiserkrone.
Dolche für Seeoffiziere. Im September 1901 fand in Danzig ein Treffen der deutschen und der russischen Flotte mit Kaiser Wilhelm II. und dessen Vetter Zar Nikolaus II. statt. Bei einem abendlichen Diner genehmigte der deutsche Kaiser als Anerkennung für die Leistungen der deutschen Manöververbände seinem Marineoffizierskorps ...
Den vollständigen Artikel finden Sie in RWM-Depesche 14 auf den Seiten 972 bis 977.
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