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Der Kanzler des Deutschen Reiches und ehemalige preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck hat ein Tondokument hinterlassen. Auch Helmuth von Moltke sprach auf eine Wachsrolle. Die sensationellen Aufnahmen sind nun wiederentdeckt worden.

Im Jahr 1889 und 1890 fertigte ein Mitarbeiter Edisons Aufnahmen der Stimmen von Otto von Bismarck und Helmuth von Moltke an. Der 74-jährige Bismarck zitiert das studentische "gaudeamus igitur", ein englisches Gedicht, die Marseillaise und einen Rat an seinen Sohn Herbert in Form einer Spruchweisheit. Der 89-jährige Moltke rezitiert Shakespeare und Goethes Faust.

Die Aufnahmen zeigen unter anderem, daß Bismarck eine sonore, keine Fistelstimme hatte. Sie wurden in einem Raum wiederentdeckt, der zu Edisons Laboratorium gehörte. Die Entdeckung wurde am 30. Januar 2012 von Mitarbeitern des Thomas Edison National Historical Park in West Orange, N.J. bekanntgemacht. Daß Aufnahmen gemacht wurden, war bekannt. Die Suche der Otto von Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh war seit 2005 aber erfolglos gewesen. Der Leiter, Dr. Lappenküper, hatte vermutet, daß sie für immer verloren seien.

Die Rollen waren 1957 in einer Holzkiste aufgetaucht, aber erst kürzlich digitalisiert und ausgewertet worden. Adelbert Theodor Edward Wangemann, der seit 1888 für Edison arbeitete, versuchte 1889 mit solchen Prominentenaufnahmen die Tauglichkeit des Edisonschen Phonographen allgemein bekannt zu machen. Bisher war nur eine Brahms-Aufnahme Wangemanns bekannt.

Die Aufnahme v. Bismarcks ist auf Youtube zu hören. Den ersten Bericht in der New York Times vom 31. Januar 2012 finden Sie hier.