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Nachdem der Sturm der Befreiungskriege sich gelegt hatte, begann in Preußen die politische und militärische Neuordnung der Verhältnisse. Regimenter wurden ausgezeichnet, aufgelöst und umgeformt. Die neu entstandenen Kürassier-Regimenter erhielten als Waffe nicht die französischen Beute­degen, sondern den Pallasch M. 1819 nach russischem Muster.

Von Christian Wagner M.A.

In einem sibirischen Sprichwort heißt es: „Das schönste am Schenken ist die Freude in den Augen des Beschenkten“. Dementsprechend müssen die Augen der ehemaligen preußischen Dragoner und Ulanen geleuchtet haben, als sie 1819 ihre Säbel ablegten und den neuen russischen Kürassierdegen entgegennehmen konnten. Nach den gewonnenen Befreiungskriegen gegen das von Napoleon regierte Frankreich wurden die preußischen Dragoner-Regimenter Nr. 1, Nr. 2, Nr. 4, Nr. 8 und die Garde-Ulanen in Kürassier-Regimenter umgewandelt. Diese „neuen“ Regimenter wurden nicht mit dem Standardmodell des Pallaschs M. 1817 (s. RWM 02, S. 120f.) nach französischem Muster ausgerüstet, sondern erhielten das eigens für diesen Zweck neu geschaffene Modell 1819. Beide Modelle wurden also von verschiedenen Einheiten parallel zueinander getragen. Der Grund hierfür ist heute nicht mehr bekannt.

Vermutungen zu diesem Thema lassen sich in Anbetracht der Forschungslage weder bestätigen noch verneinen. Mit Sicherheit kann allerdings gesagt werden, daß der russische Kürassierpallasch aus dem Jahr 1806 als unmittelbares Vorbild für den preußischen Reiterdegen diente. Die Weiterentwicklung der Kavalleriebewaffnug war Teil einer ganzen Reihe von Neu- und Fortentwicklungen während der frühen Herrschaft Zar Alexanders I.. Interessanterweise basierte auch der russische M. 1806 auf dem französischen Mle an XI von 1803. Somit handelt es sich bei der Einführung des vorgeblich russischen Modells streng genommen um einen Rüstungstransfer, der von Frankreich über Rußland nach Preußen ging. Daß Rußland allerdings schon im Jahr 1826 von seinem eigenen Degen Abstand nahm und das französische Modell in unveränderter Form einführte, ist kurios.

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Den vollständigen Artikel finden Sie in der RWM-Depesche 04 ab Seite 272

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